[Abgebrochen] Cormac McCarthy: Die Abendröte im Westen (1996)

Cormac McCarthy Die Abendröte im WestenDie Abendröte im Westen von Cormac McCarthy erschreckte mich durch seine ungeschönte Brutalität und grausamste Schilderungen der US-Expansion nach Westen. Eine Geschichte, der ich nach dem x-ten Gemetzel nicht mehr folgen wollte.

Nachdem ich zufällig einmal über die Verfilmung von Cormac McCarthys (1933–2023) „Die Straße“ gestolpert bin und insbesondere die dichte Atmosphäre ohne viele Worte in Erinnerung behielt, wollte ich unbedingt einmal einen Roman des bekannten US-Autors lesen. Empfehlungen gab es online viele, jede/r schien einen anderen Liebling zu haben. Weil es nach den „Pionier“-Romanen von Willa Cather thematisch passend erschien, entschied ich mich kurzerhand für „Die Abendröte im Westen“.

In dem Wildwestroman werden Kriege mit amerikanischen Ureinwohnern, die Expansion der aus Europa eingewanderten Amerikaner und das Zusammenleben mit Mexikanern geschildert. Womit ich – insbesondere nach den eher friedlichen Geschichten von Willa Cather – nicht gerechnet hatte, war die unglaubliche Brutalität der Schilderungen. Der Verlag vergleicht „Die Abendröte im Westen“ mit einem Gemälde von Hieronymus Bosch, daher machte ich mich auf eine symbolhafte, vielleicht auch interpretationsbedürftige Geschichte gefasst. Was ich dann vorfand, widerstrebte mir so sehr, dass ich das Buch schließlich abbrach.

Inhalt und Sinn

Cormac McCarthy schildert die Reise eines Halbwüchsigen gen Westen. Er fällt durch die eine oder andere brutale Kneipenschlägerei auf und wird schließlich von einer Gesetzlosenbande, die auf der Jagd nach „Indianerskalps“ ist, unter die Fittiche genommen. Von da an setzt sich die Handlung aus deprimierenden Reisen, geprägt durch Hunger und Krankheit, Plünderungen und detailliert beschriebenen Massakern an Frauen und Kindern zusammen.

 

Einige Kapitel lang ließ ich mir die Schilderungen notgedrungen noch gefallen und wartete darauf, den erzählerischen Grund für die Schilderungen der Grausamkeiten zu erfahren. Wollte McCarthy die Entwicklung des – namenlosen, ziemlich schweigsamen, unsympathischen und mit einer dünnen Hintergrundgeschichte ausgestatteten – jugendlichen Protagonisten verdeutlichen? Ging es um die möglichst genaue Schilderung historischer Ereignisse, gar vor aktivistischem Hintergrund? Ich weiß es nicht. Als die Schilderungen das für mich erträgliche Maß bei Weitem überschritten, ich die Figuren einzig als destruktiv, zynisch oder gleichgültig wahrnahm und kein Kapitel mehr ohne Gemetzel auskam, brach ich ab.

Fazit

Vielleicht war „Die Abendröte im Westen“ eine schlechte Wahl als erstes Buch von Cormac MyCarthy. Auf jeden Fall hat mich die Lektüre nachhaltig abgeschreckt und ich werde erstmal kein Buch des Autors mehr in die Hand nehmen. Kennt ihr Cormac McCarthy? Habt ihr vielleicht auch einen Roman von ihm gelesen und könnt einordnen, ob die Brutalität der Schilderungen auch für seine anderen Geschichten prägend ist?


Cormac McCarthy, Die Abendröte im Westen (aus dem Amerikanischen von Hans Wolf, OT: Blood Meridian Or The Evening Redness in the West), Rowohlt Taschenbuch 2016, 448 S.

 

Mehr Meinungen zu Die Abendröte im Westen von Cormac McCarthy

Bücherserien
Kapitel 7
Mamoulians Geschichten

Weitere Titel über die US-Expansion nach Westen

Cather, Willa: My Ántonia
Cather, Willa: O Pioneers!
Conlon-McKenna, Marita: Children of the Famine-Trilogie

 

3 Gedanken zu „[Abgebrochen] Cormac McCarthy: Die Abendröte im Westen (1996)

  1. Über den Sinn und die Beutalität von Blood Meridian wurde schon sehr viel gesagt und geschrieben. Es ist auf jeden Fall so, dass die Geschichte eine Wendung nimmt und die weitere Beziehung/Interaktion zwischen dem jungen Protagonisten und Richter Holden dann doch sehr symbolisch ist. Mmn geht es letztlich um das schlechte im Menschen und ob eine Erlösung überhaupt möglich ist, wenn man sich einmal mit dem Teufel eingelassen hat. Harter Tobak, aber garantiert nicht ohne Tiefgang. Die ganze Gewalt und Grausamkeit könnte auch dazu dienen mit der Romantik um den Wilden Westen aufzuräumen und zu zeigen worum es letztlich ging: Volkermord zur Landnahme.

  2. Liebe Jana,
    schade, dass du abbrechen musstest. Aber ich verstehe die Gründe. Bei deinen Schilderungen musste ich an den Film „Gangs of New York“ und an Tarantino-Filme denken, die alle sehr brutal sind. Es ist oft ein schmaler Grad zwischen „Aufzeigen, wie grausam Menschen sind“ und Effekthascherei. Letzteres würde ich McCarthy aber nicht unterstellen (zumindest nicht basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen mit „The Road“).

    Ich hoffe trotzdem, dass du McCarthy irgendwann noch eine Chance gibst und dann bessere Erfahrungen machst.

    Beste Grüße
    Kathrin

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