Im englischsprachigen Booktube hat Steph Borer einen Buch-TAG gestartet, der uns allen ein paar neue Buchempfehlungen in die Timeline spülen soll. Was würdet ihr auf die Fragen antworten? Hinterlasst gern eine Antwort in den Kommentaren. Hier sind meine Buchempfehlungen:
1. Ein Buch, das du als dein „Lieblingsbuch“ bezeichnest
a book you tell people is your favorite
Eine Buchbloggerin nach ihrem Lieblingsbuch zu fragen ist schon hart. Meist nenne ich „Schlafes Bruder” von Robert Schneider, weil mir hier die beklemmende dörfliche Atmosphäre und einzelne starke Bilder (der Protagonist an der verstimmten Kirchenorgel und beim Essen von Vogelbeeren) als fast „biblisch“ in Erinnerung geblieben sind. Dieses Buch muss ich unbedingt bald wieder lesen, um herauszufinden, ob es dem Status als „Lieblingsbuch“ noch gerecht wird und einmal den Finger darauf legen zu können, was mich daran so begeistert.
2. Dein „Guilty Pleasure“
a book that is your guilty pleasure
Ich muss ich wirklich lang überlegen. „Guilty Pleasure“ – Was genau soll denn das sein in einer Buchwelt, die so bunt ist, dass jede/r seine Nische findet und man sich für seine Lektüre nicht „schämen“ muss? Steffi schreibt auf ihrem Blog MissBoolena darüber, warum sie den Begriff überhaupt nicht mehr verwendet. Mein Guilty Pleasure? Ich bereue nichts!
3. Ein Buch, das außer dir alle gemocht haben
a book everyone loved but you didn’t
„Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens hat in meinem Bekanntenkreis für einige Begeisterung gesorgt. Ich habe die Geschichte als Hörbuch auf einigen langen Autofahren gehört und empfand die ausführlichen Naturbeschreibungen und die immer wiederkehrenden Besuche der Figuren in der Hütte im Sumpf als ermüdend. Die Protagonistin Kya, der man als Leserin zu Beginn nur Mitleid entgegenbringt, da sie sich als kleines Mädchen von ihrer Familie verlassen allein im Sumpf arrangieren muss, wurde mir im weiteren Verlauf unsympathisch.
Der Überraschungseffekt, den die Auflösung des Mordfalles haben sollte, trat bei mir nicht so recht ein. Dem nächsten Buch von Delia Owens würde ich aber auf jeden Fall eine Chance geben, denn die Details der Geschichte wirkten akribisch recherchiert – davor habe ich immer größten Respekt.
4. Ein Buch, das du am schnellsten durchgelesen hast
a book you read the fastest
Zuletzt habe ich „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells in einem Rutsch durchgelesen. Hintergrund war, dass ich Ende 2022 erschreckt feststellte, wie wenige Bücher ich in dem Jahr gelesen hatte und mich an einigen dunklen Winterabenden entschloss, noch ein wenig nachzulegen. Da kam mir der dünne Band ganz recht. Überrascht hat mich, wie sehr die Erzählweise an die Bücher von Jules Verne erinnerte – ich hatte mit einem viel stärkeren Einschlag von Science-Fiction gerechnet.
5. Ein Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient
a book that deserves more hype
Da fallen mir natürlich alle ein, die ich hier auf dem Blog bespreche! Ganz besonders beeindruckt hat mich zuletzt aber „Menschenwerk“ der südkoreanischen Autorin Han Kang. Während ihr Roman „Die Vegetarierin“ viel Aufmerksamkeit bekam, wurde „Menschenwerk“ kaum rezipiert. Ein Fehler!
Insgesamt scheinen Bücher südkoreanischer Autoren und besonders Autorinnen in der letzten Zeit mehr Aufmerksamkeit von deutschen Verlagen zu bekommen. So erregte zuletzt „Kim Jiyoung, Born 1982“ von Cho Nam-Joo mit seiner kritisch-feministischen Perspektive Aufmerksamkeit. Bücher aus Südkorea sind insbesondere vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung (Landesteilung und Wirtschaftswunder) des Landes, die in vielen Punkten eine Parallelität zur Bundesrepublik aufweist, interessant. Gern mehr davon!
6. Ein Buch, das demnächst verfilmt wird
a book that is becoming a tv show/movie
Die Farbe Lila (The Color Purple) von Alice Walker ist ein großartiger Roman mit vielen feministischen Anklängen und wurde bereits prominent durch Steven Spielberg mit Whoopie Goldberg in der Hauptrolle verfilmt. Jetzt wurde für Ende Dezember 2023 eine Musical-Verfilmung des Stoffes angekündigt. Unbedingt ein Grund, sich den Roman einmal vorzunehmen.
7. Das Buch, das du am häufigsten gelesen hast
a book you’ve re-read the most
Daran erinnere ich mich noch genau. Das war „Mit 12 fühlt man ganz anders“ von Tina Caspari. Meine Cousinen haben mir die gesamte Reihe, die von den Lebensjahren elf bis 17 reicht, vermacht. Den zweiten Band „Mit 12 fühlt man ganz anders“ habe ich bestimmt sieben oder acht Mal gelesen, weil es im Urlaub mit meiner Familie für mein zehnjähriges Ich das einzige altersgerechte Buch weit und breit war.
8. Ein Buch eines Genres, das du eigentlich nicht liest
a book genre you don’t typically read
Dean Karnazes‘ „Ultramarathon Man“ (2007) war als Sport-Sachbuch/Autobiografie ein typischer Bücherschrankfund – ein Buch, das ich mir nicht gekauft hätte, das mich aber, als es einmal vor mir lag, interessierte. Zum Laufen konnte mich das Buch nicht motivieren, die Kilometerläufe im dreistelligen Bereich waren einfach zu krass. Später habe ich auch irgendwo im Internet aufgeschnappt, dass der Autor Träger einer Genmutation, die die Sauerstoffaufnahme verbessert, sein soll und deshalb zu solchen sportlichen Höchstleistungen fähig ist.
9. Ein Buch, das seinen Hype verdient
a book that deserves all the hype it gets
„Unorthodox“ von Deborah Feldman über den Ausstieg aus einer ultraorthodoxen Gemeinschaft in New York habe ich direkt nach seinem Erscheinen gelesen, denn nach verschiedenen Büchern zum Thema US-amerikanisches Judentum (Die Romanleserin, stellenweise auch Primates of Park Avenue) und (Sekten-)Ausstiegen (Goodbye, Jehova!; Befreit. Wie Bildung mir die Welt erschloss) war ich Feuer und Flamme. Als ich die Autorin bei einer Lesung in Berlin kennen lernen konnte, noch mehr. Die Begeisterung, die dann auf die Netflix-Verfilmung folgte, hat mich sehr gefreut.
10. Ein Buch, das du meistens empfiehlst, wenn dich Leute fragen
a book you usually recommend when people ask
Das ist völlig unterschiedlich und kommt sehr auf den Geschmack der jeweiligen Person an. Oft lese und bespreche ich auch Bücher, die andere als „sperrig“ empfinden oder die auf den ersten Blick ein (sehr) kleines Nischeninteresse bedienen – Empfehlungen müssen daher sehr treffgenau sein. Meist empfehle ich Einzelbände, keine Reihen und eigentlich auch nur Bücher, die auch auf Deutsch erschienen sind.
11. Ein Buch mit deinen Lieblingsfiguren
a book that has your fav characters
Die Figuren in Charles Dickens‘ „David Copperfield“ mochte ich sehr!
12. Ein Buch, in dem du gern leben würdest
a book you wish you could live in
Mich reizen bei verschiedenen Büchern verschiedene Aspekte: In die Abgelegenheit einer schottischen Insel bei „Das Vermächtnis unsrer Väter“ von Rebecca Wait würde ich sofort ziehen; an den Teekränzchen in Jane Austen-Romanen würde ich sofort teilnehmen und ich könnte mir auch vorstellen, tagelang die Forschungen des Professors in Jule Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ zu begleiten. Komplett umzuziehen in ein einziges Buch kann ich mir aber nicht vorstellen.
13. Ein Buch, von dem du dachtest, dass du es hassen würdest
a book you thought you would hate, but didn’t
So ein Buch gibt es bei mir gar nicht. Wenn ich denke, dass mir ein Buch nicht gefallen könnte, fass ich es gar nicht erst an. Dafür ist der Stapel an Büchern, die mir vermutlich gefallen werden, viel zu hoch.
„Liebe“ von Toni Morrison hat mich auf den ersten Seiten ziemlich abgeschreckt; die schwüle Atmosphäre einer schwarzen Südstaaten-Gemeinschaft der 1940er-1990er Jahre voll sexualisierter Gewalt und mit Frauen, die sich gegenseitig verdammen, versprach kein angenehmes Leseerlebnis. Ich spielte mit dem Gedanken, das Buch abzubrechen und Toni Morrison für mich abzuschreiben.
Was hätte ich alles verpasst! Dieses fein durchkomponierte Werk mit seiner besonderen Erzähltechnik behandelt auf einzigartige Weise die Geschichte einer Mädchenfreundschaft vor dem Hintergrund (männlicher) Gewalt, internalisierter Misogynie, Rassismus und Armut. Keinesfalls eine Wohlfühl-Lektüre. Aber nachvollziehen, warum Toni Morrison ein Pulitzer und ein Literaturnobelpreis zugesprochen wurden, kann ich nun allemal.
14. Ein Buch, das dich zum Weinen gebracht hat
a book that made you cry
„Kleine Freiheit“ von Nicola Kabel hat mich mit seiner wunderbar eigenen Vater-Tochter-Geschichte eines Altachtundsechzigers und seiner konservativen Tochter zum Schluss zu Tränen gerührt. Passiert sonst nie.
15. Ein Buch, bei dem du dir wünschst, dass du es noch mal zum ersten Mal lesen könntest
a book you wish you could read for the first time
Die Harry Potter Reihe. Immer so alt wie die Protagonisten und so gespannt darauf, wie die Geschichte wohl ausgehen wird – ich musste schnell sein, wenn ich nicht am Montag auf dem Schulhof gespoilert werden wollte. Die Reihe war damals ein ganz besonderes Leseerlebnis für viele Leserinnen und Leser – ich gehöre dazu.
Alle Fragen zu Buchempfehlungen zum Mitmachen
- Ein Buch, das du als dein „Lieblingsbuch“ bezeichnest
- Dein „Guilty Pleasure“
- Ein Buch, das außer dir alle gemocht haben
- Ein Buch, das du am schnellsten durchgelesen hast
- Ein Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient
- Ein Buch, das demnächst verfilmt wird
- Das Buch, das du am häufigsten gelesen hast
- Ein Buch eines Genres, das du eigentlich nicht liest
- Ein Buch, das seinen Hype verdient
- Ein Buch, das du meistens empfiehlst, wenn dich Leute fragen
- Ein Buch mit deinen Lieblingsfiguren
- Ein Buch, in dem du gern leben würdest
- Ein Buch, bei dem du dir wünschst, dass du es noch mal zum ersten Mal lesen könntest
- Ein Buch, von dem du dachtest, dass du es hassen würdest
- Ein Buch, das dich zum Weinen gebracht hat
Sehr schön. Ein Buch ist auf meine Wunschliste gewandert, zwei auf den Bibliotheks-Merkzettel. Ich mag solche TAGs. 🙂
„Der Gesang der Flusskrebse“ hat mich auch nicht überrascht. Und abbrechen wollte ich das Buch anfangs. Zwischendrin hat es mich aber doch gekriegt.
Und Wahnsinn, dass dich erst ein einziges Buch zu Tränen gerührt hat. Ich kann das gar nicht mehr zählen. Bin gespannt, ob es dieses bei mir auch schafft. 🙂
Das hört sich so an, als sei „Kleine Freiheit“ auf deinen Wunschzettel gewandert, wie schön! Welche anderen beiden interessieren dich denn?
Ja, das steht auf dem Bib.-Zettel, genau wie „Unorthodox“. Und dein Lieblingsbuch habe ich auf die Wunschliste gesetzt. Mal schauen, wann ich eins davon anfange, im Moment habe ich noch ein paar andere da. 🙂
Schau mal, ich musste heute an dich denken:
https://buchbesessen.de/unterwegs/buecherschrank-4-goslar/
Ich bin auch ein großer Fan von Bücherschränken, wie schön, dass du direkt Schlafes Bruder entdeckt hast. Das eine oder andere Schätzchen habe ich auch schon aus einem Bücherschrank gefischt und mich immer diebisch gefreut, wenn meine mitgebrachten Bücher beim nächsten Besuch alle verschwunden waren. Zuletzt habe ich mich gefreut, als ich durch ein kleines ostsächsisches Dorf fuhr und dort einen vollen und kunterbunten Bücherschrank gesehen habe.
Was für eine tolle Aktion – da bin ich dabei und sofort rattert das Gedankenkarussell los. Blogbeitrag folgt.
Liebe Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
ich dachte mir, die eine oder andere Idee könne man von den englischsprachigen Bloggerkolleginnen und -kollegen ruhig übernehmen.
Ich verlinke deinen Beitrag gern hier.
Beste Grüße
Jana
Hallo Jana,
„Unorthodox“ wollte ich auch immer mal lesen. Ich glaube, ich sollte das wohl unbedingt mal in Angriff nehmen. 🙂
Ich mochte die Figuren in „David Copperfield“ auch sehr gerne. Da ist so eine schöne Bandbreite an verschiedenen Charakteren. Aber ich bin ja generell ein Dickens Fan.
Ich werde mir die 15 Fragen auch mal vornehmen und einen Beitrag dazu schreiben.
Liebe Grüße
Diana
Hallo Diana,
das Buch „Unorthodox“ bietet auch noch viel mehr Hintergrund- und Detailinformationen als die Miniserie. Außerdem geht es um Feldmans Werdegang zur Autorin, der mit dem heimlichen Ausleihen von Büchern begann – das war etwas, mit dem ich mich noch besser identifizieren konnte als mit der filmischen Annäherung über die Musik. Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefallen wird.
Ich verlinke deinen Beitrag gern nach Erscheinen.
Viele Grüße
Jana
„Schlafes Bruder“ mochte ich auch sehr gerne 🙂
Vielen Dank noch einmal für die Inspiration. Hier sind meine Antworten auf die 15 Fragen: https://kaffeehaussitzer.de/fuenfzehn-buecherfragen/
Herzliche Grüße
Uwe
Wunderbar, ich habe gleich viele Empfehlungen bei dir mitgenommen!
Beste Grüße
Jana
Oh wie schön, dass es sowohl mein Gegenentwurf zum Guilty Pleasure Begriff als auch die Charaktere aus David Copperfield in deine Empfehlungen geschafft haben. 😀
„Schlafes Bruder“ liegt schon ewig bei mir und ich habe jetzt sehr viel Lust es auch endlich zu lesen.
Ich wollte Schlafes Bruder auch noch einmal lesen! Nachdem hier in Dresden Orgelmusik am Mittag/Abend/im Frühsommer/… so ein Ding zu sein scheint, habe ich noch einmal große Lust darauf bekommen. 😀