Das Jahr 2015 war für mich von sehr unterschiedlichen Büchern geprägt. So fanden einige Neuerscheinungen ihren Weg in mein Regal, bedauerlicherweise weniger Klassiker, dafür aber seit langer Zeit auch einmal wieder Lyrik. Hier habe ich vier Bücher herausgegriffen, die mich besonders beeindruckt haben und die ich gern als meine persönlichen Favoriten des Jahres 2015 (gelesen, nicht erschienen!) weiterempfehlen möchte:
Javier Marías „Mein Herz so weiß“ (1992), das weniger durch seine langsam dahinplätschernde Handlung als vielmehr durch seine sprachliche Eleganz und ungeniert über Seiten hinweg ausgebreiteten Gedankenspiele aufgefallen ist.
Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984), das verschiedene Leben nebeneinander, ineinander und aneinander vorbei erzählt und dabei das Leben selbst abbildet.
Kenzaburo Oes „Eine persönliche Erfahrung“ (1964), weil es ein absolutes Tabuthema in japanisch-schönen Sprachbildern mutig und lesenswert darstellt.
Antonio Tabucchis „Erklärt Pereira“ (1994), dessen sympathischer Protagonist den Leser sachte durch die alltäglichen Schrecken des Salazar-Regimes führt und Lust darauf macht, sich eingehender mit der Geschichte Portugals zu beschäftigen.
Es fällt auf, dass alle dieser „Schätze“ schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und keine brandaktuellen Neuerscheinungen sind. Darauf habe ich bei der Auswahl (und die meisten Bücher in diesem Jahr habe ich in einem kleinen Second-Hand-Buchladen gefunden) auch gar nicht geachtet. Vielmehr hat sich gezeigt, dass alle diese Geschichten auch heute noch lesenswert waren und man dem Stil der Autoren keine Mode, keine auf-Teufel-komm-raus auf ein Jahrzehnt festlegbare Sprache anmerken konnte. Marías und Oe haben mich so beeindruckt, dass schon zwei weitere Bücher von ihnen warten. Zu einem Buch von Tabucchi oder Kundera würde ich ohne Zögern gleich noch einmal greifen.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein gesundes Jahr 2016!