Die 1970 geborene südkoreanische Schriftstellerin Han Kang gewinnt den Nobelpreis für Literatur 2024 – als Überraschung und Sensation für die südkoreanische Literaturszene wird die Auszeichnung gefeiert. Dass die Auszeichnung überraschend kam, schlägt sich auch in den dürftigen Artikeln zur Autorin, die auch als Malerin und Musikerin tätig ist, nieder. Ich hatte den Eindruck, dass wenige Artikel in den großen Medien über einen Kurzabriss von Han Kangs Bestsellerroman „Die Vegetarierin“ hinausgingen. Auch die örtliche Bibliothek hatte nur dieses Buch von ihr im Regal. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal ihren – meiner Meinung nach – noch stärkeren Roman „Menschenwerk“ empfehlen.
Im 2017 auf Deutsch erschienenen Roman „Menschenwerk“ verarbeitet Han Kang das Massaker in ihrer Geburtsstadt Gwangju an demonstrierenden Studenten durch die 1980 in Südkorea herrschende Militärdiktatur. Die Autorin schreibt mit „Menschenwerk“ weniger eine Geschichte des Widerstandes als vielmehr eine Geschichte von Humanität in Zeiten der Grausamkeit. Han Kangs Sprache hat eine Schärfe, die dem Leser ins Fleisch schneidet und deutlich zeigt: Die schlimmste Grausamkeit ist immer Menschenwerk. Eine unbedingte Empfehlung.
Weiterführend zu Han Kang
Zur gesamten Besprechung von „Menschenwerk“.
Zur Besprechung von „Die Vegetarierin“ hier auf dem Blog.
Mehr Literatur aus Südkorea hier auf dem Blog in der Rubrik „Ostasien“
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