Der Protagonist wandelt durch eine beliebige mittelgroße deutsche Stadt, trifft hin und wieder Bekannte, ehemalige Liebschaften oder Studienkollegen und überlegt dabei, wem er begegnen möchte und wem lieber nicht. Er hadert mit der „Merkwürdigkeit des Lebens“ und der Tatsache, dass er niemals jemandem eine „Genehmigung“ dafür erteilt hat, sein Leben als solches existieren zu lassen. Unter die genaue Betrachtung seiner Umwelt mischen sich die Angst vor dem Verrücktwerden, das Hinwegkommen über das Verlassen werden und die Angst vor dem existenziellen Scheitern. Als Tester für Luxusschuhe scheint er der Verantwortung gedankenverloren davonzulaufen, sein Tun fortwährend reflektierend. Er lernt Frauen kennen, berichtet von den Intermezzi, gibt sich Gefühlen wie Neid, Schuld und Scham hin und schafft es dabei, dem Leser durch seine ungewöhnlichen, manchmal skurril anmutenden Gedanken ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Für jeden, der Lust hat, sich auf Gedankenspiele, ausgefeilte Sprache und eine langsam in Budapestern dahin spazierende Handlung einzulassen, eine unbedingte Leseempfehlung.
Wilhelm Genazino, Ein Regenschirm für diesen Tag, Dtv 2003, 176 S., 7,90€.